Ein Streifzug durch Potsdams Altstadt

In der Brandenburger Straße

Von der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam heißt es, sie sei zweifellos eine der schönsten Städte Deutschlands. Dabei wird darauf hingewiesen, dass sie in die reizvolle Kulturlandschaft eingebunden ist, deren Schlössern und historischen Parkanlagen seit 1990 zum UNESCO-Welterbe gehören. All dies kann jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass Potsdam eher kleinstädtisch geprägt ist, was aber durchaus seinen Charme hat.

Mit der (S-)Bahn am Potsdamer Hauptbahnhof ankommend, begibt man sich – per Lifte – zunächst zum Bahnhofsvorplatz, von wo aus die meisten Busse die Haltestelle „Platz der Einheit / West“ anfahren. Von hier aus besteht die Möglichkeit, zu dem barrierefreien „Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte“ (Am Neuen Markt 9) zu rollen/gehen. Zu erreichen ist dies, indem man die Friedrich-Ebert-Straße bis zur Schwertfeger-Straße zurück rollt/geht und in diese einbiegt. Ansonsten rollt/geht man von diesem Platz aus zunächst – in Fahrtrichtung des Busses – auf der linken Straßenseite der Friedrich-Ebert-Straße bis zur Brandenburger Straße entlang, der man nun nach links folgt. Da diese Straße als Fußgängerzone gestaltet ist, eignet sie sich gut zum Flanieren und Schoppen – gibt es doch dort neben kleinen und größeren Läden so manches zu entdecken. Allerdings sind hier die Cafés und Restaurants meist etwas eng und haben kein Rolli-WC – doch bei warmen Wetter kann man draußen sitzen und das Treiben beobachten. Ansonsten gibt es in der Friedrich-Ebert-Straße 88 das Restaurant „Hofgarten“ mit Rolli-WC (im Hotel NH Voltaire). Den Abschluss dieses Boulevards bildet das dortige Brandenburger Tor von 1770, dessen Charakteristik darin besteht, dass die beiden Seiten unterschiedlich gestaltet sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass dies im Auftrag Friedrichs II. von zwei Architekten entworfen wurde. Davor befindet sich eine Fontäne.

Am Nauener Tor

Von diesem Tor etwas zurück rollend/gehend, biegt man dann links in die von Bäumen gesäumte Lindenstraße ein, in der sich neben einigen kleinen Läden auch das Kommandantenhaus (54/55) befindet. Als Sitz des Kommandanten des königlichen Leibregiments ließ Friedrich Wilhelm I. dieses Gebäude in den Jahren 1733 bis 1737 im holländischen Architekturstil errichten. Bevor die Gedenkstätte der Opfer politischer Verfolgung und Gewalt im 20. Jahrhundert 1990 darin ihr Domizil fand, diente dieses Gebäude ab 1953 dem Ministerium für Staatssicherheit. Diese Gedenkstätte ist weitgehend barrierefrei; Tel. 0331/289-6112; montags geschlossen.

Die Lindenstraße mündet in die Hegelallee, wo das 1733 erschaffene Jägertor zu sehen ist. Dies ist das älteste der erhaltenen Tore der einstigen Stadtbefestigung. Rechts von diesem Tor führt der mittlerer Fahrweg dieser Allee zu dem Nauener Tor – dem dritten erhaltenen Stadttor. Errichtet wurde es in den Jahren 1754/55 und gilt auf dem europäischen Kontinent als das erste Bauwerk im neugotischen Stil. Seit 2003 gibt es dort – mittwochs und samstags von 9 bis 16 Uhr – den Spezialitäten-Markt, auf dem es vielerlei an Kulinarisches und Kunst zu entdecken gibt.

Das nächste Ziel ist das Holländische Viertel. Dieses besteht aus 134 Backstein-Häusern, die in den Jahren 1733/42 nach dem Konzept eines barocken Stadtgrundrisses angeordnet wurden. Zu DDR-Zeiten gab es in den 70er Jahren wohl Überlegungen, dieses Viertel abzureißen und durch Plattenbauten zu ersetzten. Dorthin gelangt man, indem man vom Nauener Tor aus zunächst der Friedrich-Ebert-Straße folgt, um dann in die Mittelstraße einzubiegen.

Teilansicht des Alten Rathauses

Nun der Benkertstraße folgend wird der Bassin-Platz mit der Peter-und-Paul-Kirche (barrierefrei) erreicht, die aus dem Jahre 1870 stammt. Zu erwähnen ist der gelbe Backsteinbau und der 64 Meter hohe italienische Glockenturm. Von dort aus den Straßenzügen Am Platz der Einheit und Am Alten Markt folgend geht es nun zu dem Ensemble um die evangelische Nikolaikirche mit ihrer Kuppel. In den Jahren 1830 bis 1837 entstand diese nach Plänen des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel im klassizistischen Stil. In dessen Nachbarschaft befindet sich neben dem Stadtschloss in seiner heutigen Form, in dem hat nun der Landtag seinen Sitz hat, auch das Alte Rathaus. Dieses wurde im Auftrag von Friedrichs des Großen in den Jahren 1753 bis 1755 erbaut und dient heute als Kulturhaus. Die Mitte des Alten Marktes ziert ein 16 Meter hoher Marmorobelisk mit vier Medaillons von Baumeistern, die in der Stadt tätig waren.

Zu erwähnen ist noch die Freundschaftsinsel, deren Zugang von der Langen Brücke abschüssig ist – zudem lassen sich einzelne Treppen um rollen. Der Ausstellungspavillon und das Inselcafé (Rolli-WC) sind ebenerdig bzw. über Rampen zugänglich. Das besondere dieser Insel sind die Schau- und Lehrgärten mit mehr als eintausend verschiedenen Stauden und über 250 Schwertliliensorten im Wassergarten.
Über die Lange Brücke und durch die Bahnhofspassage geht es zum Ausgangspunkt zurück.

Neben Schloss und Park Sanssouci dürfte eine Fahrt mit der barrierefreien MS „Sanssouci“ (mit Rolli-WC) der Weißen Flotte ein weiteres Highlight von Potsdam sein. Dieses Schiff – es befindet sich immer am Pier „C“, übrigens auch barrierefrei erreichbar – ist von März bis Dezember im Einsatz und fährt in 90 Minuten an den schönsten Sehenswürdigkeiten vorüber, die an den befahrenden Gewässern liegen. Fahrplan-Link▸ dieses Schiffes.
Auch die MS „Paretz“ ist behindertengerecht – jedoch nicht so komfortabel als die MS „Sanssouci“. Dieses Schiff ist von April bis September im Einsatz und fährt überwiegend Havelseenrundfahrten nach Caputh, Petzow, Ferch und Werder. Allerdings ist an diesen Stationen das Aussteigen mit einem E-Rollstuhl nicht möglich.

Zum Pier „C“ gelangt man folgt: Vom Bahnhof – durch die Bahnhofspassage – kommend bis zum Brückenende der Langen Brücke. Dort wendet man sich nach links und rollt/geht via des dortigen Lustgartens zur Anlegestelle an der Havel. Hier befindet sich auch das mediterrane Restaurant „El Puerto“ mit spanischem Flair und einer Terrasse, auf der man von Palmen umgeben ist (barrierefrei zugänglich mit Rolli-WC).

Hinweise • Gegen Vorlage eines Behindertenausweises gibt es bei der Tourist-Information (Bahnhofspassagen u. Brandenburger Str. 3) zum Thema „Potsdam barrierefrei“ kostenlos ein Set von Faltblättern. Diese lassen sich übrigens auch downloaden.
• Da es sowohl im Altstadtbereich als auch im Holländischen Viertel kein wirklich barrierefreies Lokal gibt, sei folgender Link empfohlen.
• Eine Übernachtungsmöglichkeit besteht im Hotel Ascot Bristol (Asta-Nielsen-Str. 2, Tel.: 0331 / 6691-0, Mail: info@hotel-ascot-bristol.de). Weitere Hotels hier.