Bozen – eine Altstadt mit quirligem Treiben

Der Markt Bozen – eine kommunalrechtliche Bezeichnung – wurde um 1170 gegründet und bestand ursprünglich nur aus einer Straße (der heutigen Laubengasse) und einem Platz (dem nördlichen Teil des heutigen Kornplatzes). Seither entwickelte sich Bozen zu einer Handelsstadt und zu einer der bekanntesten Städte in Südtirol. Neben dem Waltherplatz und dem Dom gehört die Laubengasse und der Obstmarkt zu den charakteristischen und bekanntesten Highlights dieser Stadt. Doch es gibt auch manches, was ebenso eine Entdeckung wert ist.

An dem italienischem und deutschem Kultur- und Siedlungsraum gelegen, war dieser Region schon immer zweisprachig. Zudem gilt Bozen als „Schnittstelle“ für mediterranes Flair und echte Tiroler Gemütlichkeit.

Foto: Pfarramt
Die bunten Schindeln am Dom-Dach

Foto: Pfarramt
Eine Rampe führt zur Gnadenkapelle

Foto: Begegnungsladen Siloah
Bozens Obst- und Gemüsemarkt

Foto: Pfarramt
Impressionen einer Gasse

Das Amonn-Haus

Der Spazier(roll)gang durch die Altstadt beginnt am Waltherplatz, der in der Geschichte Bozens immer wieder eine wichtige Rolle spielte. Zu Ehren des legendären Minnesängers Walther von der Vogelweide schuf ein Vinschgauer Künstler 1889 dieses Denkmal, das aus weißem Marmor und einen romanischen Brunnen besteht. Ansonsten gibt es an diesem – nach vorne offenen – Platz Gebäude unterschiedliche Baustile.

Schräggegenüber von dieser Statue befindet sich der Dom von Bozen mit seinen buntglasierten Dachschindeln und dem 65 Meter hohen Glockenturm, der der Himmelfahrt Mariens gewidmet ist. Diese Hallenkirche mit den drei Kirchenschiffen wurde im 14. Jahrhundert im romanischen und gotischen Stil errichtet. Besonders beeindruckend ist auch der monumentale Hochaltar aus Marmor.

Dieses Gotteshaus, das seit 1180 Pfarrkirche und seit 1964 und auch Dom von Bozen ist, ist vom Pfarrplatz aus barrierefrei zugänglich. Gleich drinnen beim Eingang gibt es eine Rampe, um auf das Niveau des Kirchbodens zu gelangen. Eine längere Auffahrt führt hinter den Hauptaltar, wo sich noch ein weiterer Altar befindet. Eine zweite Rampe führt zu der Gnadenkapelle, die 1745 an diese Kirche angebaut wurde.

In einer Ecke des Pfarrplatzes befindet sich übrigens das Peter-Mayr-Denkmal, das 1900 eingeweiht wurde. Dieses erinnert an den Schützenkommandanten, der gegen die französische Fremdherrschaft für die Tiroler Freiheit kämpfte und im Jahre 1810 von den Franzosen erschossen wurde.

Den Pfarrplatz rechts verlassend, wendet man sich wiederum nach rechts, überquert die Postgasse und folgt der – etwas versetzten – Pfarrgasse, wo dann rechterhand der imposante Ginko-Biloba-Baum zu sehen ist – ein Geschenk des Onkels Heinrich an Kaiserin Elisabeth von Österreich. Dahinter befindet sich das Palais Campofranco, das als Residenz von Erzherzog Rainer Joseph von Österreich und Prinzessin Elisabeth von Savoyen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde (s. „Ergänzende Hinweise“).

Im weiteren Verlauf der Pfarrgasse wird der Musterplatz erreicht, dessen Name daran erinnert, dass dort die militärische Musterung abgehalten wurde. Urkundlich erwähnt wurde dieser Platz erstmals um 1450, auf dem zeitweise auch ein Pferdemarkt stattfand. Erwähnenswert ist zudem das 1759 errichtete Palais Pock, das seit 1952 unter Denkmalschutz steht und seit 1928 überwiegend für Büros genutzt wird – ferner befindet sich im Erdgeschoss ein Lokal.

Von diesem Platz aus folgt man links der Mustergasse und biegt dann in die nächste Querstraße nach rechts ein, um zu dem bekannten Obstmarkt zu gelangen. Dabei lässt sich unterwegs doch sicher dies und das entdecken.

Dieser Markt, den es bereits seit 1277 gibt, ermöglichte ursprünglich der Landbevölkerung, ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse in den Städten zu verkaufen. Links und rechts der Gasse sind dort Marktstände aufgestellt, wo es neben frischem Obst und Gemüse mittlerweile auch ungewöhnlichen Produkte von HändlerInnen unterschiedlicher Nationen feilgeboten werden. Im Herbst gibt es zudem gebratenen Kastanien. Diese Stände sind von montags bis samstags von 8 bis 19 Uhr geöffnet.

An der Ecke des Obstmarkts zur Laubengasse befindet sich seit 1777 auf einem Marmorsockel eine Bronzefigur Neptuns. Diese Figur ist von drei Delphinen umgeben, die das Wasser in die darunter liegenden Muschelwannen speien.

Vom Obstmarkt aus geht es nun in die Laubengasse, die als die Keimzelle der mittelalterlichen Stadtanlage von Bozen gilt. Bereits im 12. Jahrhundert errichteten die Bischöfe von Trient die Laubengänge für den Handel. Während die Gewölbe der Lagerung von Waren dienen, sind die Wohnungen darüber mit Lichthöfen ausgestattet. Gegenwärtig ist es eine bunte Mischung aus alteingesessenen Geschäften und Handelsketten. Das Charakteristische an den beiderseitigen Lauben ist, dass man hindurch rollen/gehen kann, ohne bei Regen nass zu werden bzw. vor Sonneneinstrahlung geschützt ist. Übrigens: Von 1455 bis 1907 war das Alte Rathaus in diesem Gebäude (Haus-Nr. 30) untergebracht, das seit 1977 unter Denkmalschutz steht.

Wem jedoch dieses quirlige Treiben zu viel wird, kann dem Obstplatz mit seinen Ständen weiter folgen, um dann in die ruhigere Dr.-Josef-Streiter-Gasse einzubiegen, in der es einige sehenswerte Bürgerhäuser gibt. Zuvor besteht noch eine Einkehrmöglichkeit (s. „Ergänzende Hinweise“). Mit den kleinen Geschäften und Lokalen gilt diese Gasse – vor allem im Sommer – als einer der schönsten Winkel der Altstadt. Zu erwähnen ist auch das einstige Landesfürstliche Amtshaus, das mit seinem Erker 1512 im spätgotischen Stil erbaut wurde und seit 1948 unter Denkmalschutz steht. Seit 1997 beherbergt dieses Gebäude nun das Südtiroler Naturmuseum. Am Ende dieser Gasse wendet man sich nach rechts und kommt in ein weiteres schmales Gässchen, in dem man neben einigen Zunftzeichen auch schon den oberen Teil des Uhrturms vom neuen Rathaus sieht.

Nun ist man am Rathausplatz mit dem neuen Rathaus und seiner neobarocken Fassade angelangt, das 1907 fertiggestellt wurde. Zudem gibt es an diesem Platz noch einige weitere freskenbestückte Gebäude. Ansonsten findet hier jeden Freitagvormittag ein Bauernmarkt statt, auf dem von regionalen ErzeugerInnen frische Produkte angeboten werden.

Vom Rathausplatz aus rollt/geht man nun durch die Gumergasse, um dann den Kornplatz zu erreichen. Dies ist der älteste Teil der bischöflichen Stadt, in dem in früheren Zeiten der Korn- und Getreidemarkt abgehalten wurde. Dem schmalen Waag-Haus an diesem Platz kommt eine besondere Bedeutung zu. Im 13. Jahrhundert im romanischen Baustil errichtet und im 17. und 18. Jahrhundert umgebaut, beherbergte dieses Haus bis 1780 die öffentliche Waage. Nach erfolgter Renovierung dieses Gebäudes, konnte dies unter dem Namen „Waag“ 2020 als Kulturhaus eröffnet werden (s. „Ergänzende Hinweise“). Übrigens befindet sich im Erdgeschoss ein Lokal, wo man auch davor Platz nehmen kann. Neben dem einstigen Waag-Haus gibt es am Kornplatz noch einige Bürgerhäuser mit sehenswerten Fassaden.

Vom Kornplatz aus sind es nun noch wenige Meter zum Waltherplatz, wo dieser Spazier(roll)gang endet. Übrigens befindet an der Ecke Walther-/Pfarrplatz das barrierefreie Café „Loacker“, wo man ebenfalls im Freien sitzen kann.

Reisende mit dem Auto Die Navi-Adresse lautet: Parkgarage, Walterplatz 10a
Reisende mit der Bahn Der Bahnhof von Bozen ist barrierefrei zugänglich und verfügt neben einer mobilen Ausstiegshilfe auch über ein Rolli-WC.
Eine mobilen Hebebühne muss mindestens 24 Stunden vor Reiseantritt per Mail (SalaBlu.VERONA@rfi.it) oder telefonisch (+39 06 47308579) angefragt werden.
Vom Bahnhof aus zu erreichen Mit den barrierefreien Bussen 1, 7/A, 8, 10/A, 110, 111
Parkgarage In der Park-Garage am Walterplatz, die 24 Stunden geöffnet ist, gibt es acht Stellplätze und ein Rolli-WC. Gäste mit einer Gehbehinderung können an der Kasse kostenlos ein Parkticket lösen.
Behinderten-WC
(Euro-Schlüssel)
• Bahnhof
• Parkgarage (Walterplatz 10a)
• Campofranco (Mustergasse 3 u. Walterplatz 14)
• Hotel Gittá (Walterplatz 21)
• „Loacker Café“ (Waltherplatz 11)
Palais Campofranco am Waltherplatz
(Mustergasse 3 u. Walterplatz 14)
Diese exklusiven Einkaufsmöglichkeiten sind barrierefrei gestaltet und es gibt Lifte – die Dachterrasse ist mit einem eigenen Lift zu erreichen. Das Campofranco ist auch von der Parkgarage aus erreichbar.
Naturmuseum Südtirol
(Bindergasse 1)
Bindergasse 1 (Im Bedarfsfall gibt es im Türbereich eine Klingel mit Gegensprechanlage, um die Museumsmitarbeiter zu benachrichtigen, beide Flügel der Eingangstür zu öffnen), Ruhetag Montag
Waag-Haus
(Laubengasse 19A)
Bei Veranstaltungen im Keller steht für Rollstuhl-BenutzerInnen eine Stiegen-Raupe zur Verfügung – ebenso für den Zugang über die Stiege vom zweiten in den dritten Stock des Hauses.
Gastronomie mit Rolli-WC • „FranziskanerStuben“ (Franziskanergasse 7, barrierefrei, Küche 12:00–14:30 / 18:30–22:00, Dienstag Ruhetag)
• „Waag-Café“ (Laubengasse 19A, Fr. 8:30-20:00; Sa. 8:30-20:00; So. Geschlossen)
• „Loacker Café“ (Waltherplatz 11, Mo bis Fr 7:30–19:00; Sa 8:00–19:30; So 9:00–18:30)
Gastronomie ohne Rolli-WC „Restaurant Nussbaumer“ (Bindergasse 11, 10-22 Uhr, Sonntag Ruhetag)
Übernachtung • Hotel „Hanny“ (St. Peter 4, Tel. 0471 973498, Mail info@hotelhanny.it, Web)
• Hotel „Mountain Residence Alpenhof“ (Afers Sankt Georg 22, Tel. +39 0472 521310, Mail info@residencealpenhof.it, Web)
Quelle: „Südtirol für alle“