Zur Josefstadt und zwei größeren Plätzen

All jene Rollstuhl-BenutzerInnen, die mal gerne nach Prag fahren wollen, sollten sich schon vorab in dem unteren Kasten unter „Informatives“ über für sie Wichtiges zu dieser Stadt informieren.

Die slawische Besiedlung von Prag begann bereits im 6. Jahrhundert. Nach der Errichtung von zwei Burgen im 9. und 10. Jahrhundert kamen jüdische und deutsche Kaufleute in das Land. Um 1230 wurde die Stadt an der Moldau zur Resi-denzstadt des Königreichs Böhmen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Prag im 14. Jahrhundert als Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches zu einem politisch-kulturellen Zentrum Mitteleuropas wurde. Zudem war diese Stadt über Jahrhunderte hinweg eine multikulturelle Stadt, in der sich verschiedene Kulturen begegneten und gegenseitig Anregungen fanden. Das heutige Stadtbild von Prag ist im Wesentlichen von Gotik und Barock geprägt.

Ein Aufenthalt in Prag ist auch etwas vom Standort der Unterkunft abhängig. Wer dabei auf Günstiges setzt, wird sich wohl für die Pension „Dientzenhofer“ entscheiden, die sich links der Moldau befindet. Ansonsten bietet sich das Hotel „Modra Ruze“ in der Altstadt an.

Variante 1 – von der Pension „Dientzenhofer“ kommend: Durch den Parkplatz neben der Pension rollen/gehen Sie zunächst links durch den kleinen Kampa-Park) und ein Stück durch den anschließenden Stadtteil Kleinseite und erreichen somit die Karlsbrücke. Nach deren Unterquerung führt links ein aufsteigender Weg (stärkere Steigung) auf die Steinbrücke, die mit ihren über 16 Bögen zu den ältesten Brücken von Europa zählt. Zu Beginn bzw. am Ende der Brücke befindet sich jeweils ein prächtig verzierter Brückenturm. Gesäumt ist diese Brücke von zahlreichen Heiligenfiguren – davon ist als bekannteste Figur die des Heiligen Jan Nepomuk zu erwähnen. Auf der Brücke angekommen, können Sie Ihren Blick über die Moldau und die Altstadt schweifen lassen. Zudem herrscht dort ein buntes Treiben, was nicht zuletzt auf die diversen kunsthandwerklichen Stände zurückzuführen ist. Allerdings Vorsicht: Bei zu starken Gedränge könnten Taschendiebe ihr Glück versuchen.

Variante 2 – vom Hotel „Modra Ruze“ kommend: Beim Altstädter Rathaus wenden Sie sich nach links und folgen dann der Straße Karlova, die etwas verwinkelt zur Karlsbrücke führt. Auch wenn diese Straße für Autos gesperrt ist, ist die Benutzung des Gehwegs für Rollstuhl-BenutzerInnen besser – allerdings wird dieser gelegentlich zu schmal, so dass deshalb auf die Straße ausgewichen werden muss, die jedoch mit großen Kopfsteinpflaster gepflastert ist.

© Alexander Götz
Klausen-Synagoge

An der rechten Seite der Moldau angekommen, geht es nun zur Josefstadt, die einst – etwa ab dem 13. Jahrhundert – als jüdisches Viertel bekannt war. Um dorthin zu gelangen, folgen Sie zunächst links der meist vielbefahrenen Krizovnicka Straße bis zum Rudolfinum, einem Konzert- und Galeriegebäude, das in den Jahren 1876 bis 1884 aus Sandstein im Stil der Neorenaissance errichtet wurde. Von dort aus lohnt sich ein kleiner Abstecher nach links zu einigen Sitzbänken. Von dort aus können Sie sowohl den Blick über die Moldau schweifen lassen, als auch zu der gegenüberliegenden Burganlage, die sich auf dem Höhenrücken Hradschin befindet.

Um nun zum jüdischen Viertel zu gelangen, folgen Sie der bisherigen Straße noch ein Stück und biegen dann rechts ab, um sich gleich wieder nach rechts zu wenden. Beim nächsten Straßenknick befindet sich rechterhand der Alte Jüdische Friedhof, der jedoch nicht barrierefrei zugänglich ist. Sein Bestehen reicht in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Zudem zählt dieser zu den bekanntesten jüdischen Friedhöfen Europas. Daneben befindet sich die Klausen-Synagoge, 1694 wurde sie im barockem Stil fertiggestellt. Dieser Straße weiter folgend, stoßen Sie auf die Altneue-Synagoge. Dies ist nicht nur die älteste und unzerstört erhaltene Synagoge in Europa, sondern auch eine der frühesten gotischen Bauten von Prag. In unmittelbarer Nähe davon befindet sich das Jüdische Rathaus – ein Barockgebäude, das aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammt. Eine Besonderheit dieses Gebäudes ist der Turm mit seinen zwei Uhren. Diese haben jeweils ein lateinisches sowie ein hebräisches Ziffernblatt. Darin ist die jüdische Gemeindeverwaltung von Prag untergebracht.

Das nächste Ziel ist nun Prags Altstadt. Hierzu geht es zunächst zum Altstädter Ring, dem zentralen Platz der Stadt, mit einer Ausdehnung von ca. 9000 Quadratmetern. Sehenswert sind die verzierten Fassaden der Häuser, die den Platz säumen. Um diesen Platz gruppieren sich einige Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise das Altstädter Rathaus mit seiner astronomischen Uhr. Dieses Gebäude – es ist 1338 entstanden – mit seinem Turm geht auf König Johann von Luxemburg zurück, der darin die Stadtverwaltung unterbringen ließ. In deren Nachbarschaft befindet sich die zweitürmige Teynkirche – ein römisch-katholisches Gotteshaus, das zwischen Mitte des 14. Jahrhunderts und dem beginnenden 16. Jahrhundert entstanden ist. Zu erwähnen ist auch das Kinsky-Palais, das zwischen 1755 und 1765 erbaut wurde. Besonders auffallend ist die Fassade mit Stuckarbeiten aus dem Rokoko-Stil sowie der Verputz, der in Rosa und Weiß gehalten ist. Mit einem gewaltigen Denkmal wird dort auch ein religiöser Reformator aus dem 14. Jahrhundert geehrt: Jan Hus. Zudem gilt sein Denkmal als Symbol tschechischer Unabhängigkeit.

© FG Cunit e. V. Siloah
Das National-Museum begrenzt den Wenzelsplatz

Um nun zum zweiten größeren Platz – dem Wenzelsplatz (Václavské námestí) – zu gelangen, folgen Sie zunächst der Melantrichova Straße (diese geht beim Altstädter Rathaus vom Altstädter Ring ab). Danach folgen Sie der Zelezna Straße bis zum Ständestheater, dann geht es rechts in die Rytirska Straße (linken Gehsteig benutzen). Anschließend (die erste links) biegen Sie in die Na Mustku Straße ein. Seit 1848 ist dieser Platz, der eine Länge von 750 Metern und eine Breite von 60 Metern hat, einer der größten städtischen Plätze in Europa. Benannt ist der Platz nach dem Heiligen Wenzel, dessen Denkmal sich nahe des Nationalmuseums befindet. Im Mittelalter sowie in der Neuzeit fand dort ein Pferdemarkt statt. Zudem gilt der Wenzelsplatz als bedeutendster politscher Versammlungsort der Republik und war auch Schauplatz großer Demonstrationen wie z.B. 1968 und 1989.

Bereits 1348 wurde dieser Platz als ein Teil der neugegründeten Prager Neustadt angelegt. Indem im 19. Jahrhundert auf diesem Platz u.a. Linden gepflanzt wurden, wirkt der Wenzelsplatz nun wie ein Boulevard. Begrenzt wird dieser an der oberen Schmalseite von dem mächtigen Bau des erwähnten Nationalmuseums, das 1890 im Neorenaissancestil errichtet wurde. Darin sind mehrere ständige Ausstellungen über die Ur- und Frühgeschichte von Böhmen, Mähren und der Slowakei untergebracht (gegenwärtig wird das Gebäude renoviert und ist deshalb geschlossen). Gesäumt wird der Platz von Gebäuden, deren Stilrichtungen sehr unterschiedlich sind. Dabei hebt sich die Jugendstil-Fassade des „Grand Hotels Europa“ besonders hervor.

Wer zur Pension muss, folgt nun den bereits beschriebenen Weg zur Karlsbrücke.

Informatives vorab • In der Altstadt sind die Gehsteige zwar meist gut befahrbar, doch sie werden manchmal zu schmal – zudem sind die Einfahrten gelegentlich ziemlich schräg und haben große Pflastersteine. Der Straßenbelag besteht überwiegend aus größerem Kopfsteinpflaster.
• An Straßenkreuzungen sind die Randsteine zwar meist abgeflacht, doch wegen des Kopfsteinpflasters kann es dort ziemlich holprig sein.
• Beim Überqueren der Straßenbahnschienen ist besondere Vorsicht geboten.
• Die vorderen Räder des Rollis sollten nicht zu klein sein.
• Die Verständigung erfolgt überwiegend auf Tschechisch oder Englisch.
Anreise Um in Prag mobiler zu sein, empfiehlt sich die Anreise mit dem Pkw.
Parken allgemein Grundsätzlich ist es zu empfehlen, bewachte Parkplätze in Anspruch zu nehmen – auch wenn diese kostenpflichtig sind.
Behinderten-Parkausweis Neben dem Behindertenparkausweis muss hierzu auch eine Textpassage in der Landessprache gut sichtbar an der Windschutzscheibe liegen. Dieser Text ist in einer Art Flyer enthalten, die der Begleitbroschüre zum Behindertenparkausweis beiliegt.
Behinderten-Parkplätze
(gelten als empfehlenswert)
An der Ecke der Straßen Marianske Hradby und U Prasneho Mostu. Bei Vorlage eines Behinderten-Parkausweises ist eine Stunde gratis.
Behinderten-WC • Schräg gegenüber vom Veitsdom
• Neben dem Veitsdom
• In der Nähe des Pacassitors
Öffentlicher Nahverkehr • Es gibt zwar Niederflur-Straßenbahnen, die doch noch nicht generell auf allen Linien – manche der älteren Bahnen führen einen Wagen mit Niederflur-Ein-/Ausstieg mit sich.
• Die Busflotte ist überwiegend mit Niederflur-Fahrzeugen ausgestattet.
• Die U-Bahn-Stationen sind noch nicht flächendeckend barrierefrei gestaltet.
weitere Infos
Übersicht der barrierefreien U-Bahn-Stationen
Stadtführerin – auch in deutscher Sprache
Restaurants • „Tri stoleti“ (Míšeňská 4/70, Tel. +420 257 217 940) – Kleinseite
• „Kotleta (Truhlářská 4, Tel. +420 222 316 020) – Nähe Altstädter Ring
• “Grosseto Marina” (Alšovo nábřeží, Tel. +420 222 316 744 – Nähe des Rudolfinums
• „Kolonial“ (Široká 25/6, Handy +420 721 412 550) – Josefstadt
Übernachtung • Pension „Dientzenhofer“ (Nosticova 2, Tel. +420 257 311 319,
Mail dientzenhofer @volny.cz). Daneben gibt es einen bewachten Parkplatz.
• Hotel „Modra Ruze“ (Rytírská 16, Tel, +420 224 404 100,
Mail hotel@hotelmodraruze.cz. Im Hof des Hotels kann geparkt werden.