Durch die Vorhöfe einer der längsten Burganlagen –
hoch über Burghausen

Ein Ensemble der Burganlage

Oberhalb des Städtchens Burghausen an der Salzach – in der nordöstlichen Ecke Oberbayerns – thront die dortige Burganlage, deren Länge rund 1000 Meter beträgt. Zwischen Salzach und deren Altwasserarm – Wöhrsee genannt – befindet sich auf einem schmalen Bergrücken diese langgestreckte Burganlage, die in fünf große Höfe unterteilt ist. Schon im 8. Jahrhundert begann man mit der Errichtung dieser – durch Gräben und Toranlagen gesicherten – Anlage, die in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erweitert wurde.

Die Burgkapelle St. Maria

Ausgangspunkt für die Besichtigung der äußeren Burganlage ist der Curaplatz, wo es auch drei Behinderten-Parkplätze gibt. Von dort führt ein ziemlich ebener Weg zu den verschiedenen Höfen dieser Burganlage. Zunächst wird der fünfte Vorhof erreicht, dessen Gestaltung sich im Lauf der Zeit stark veränderte. So gab es dort bis um 1800 die sog. Schütt, einen gewaltigen Wehr- und Speicherbau, der aus dem 15. Jahrhundert stammte. Linkerhand gibt es noch den sog. Rentmeister-Stock zu sehen – ein Turmgebäude, in dem nun das „Haus der Fotografie“ untergebracht ist. Als auffälligstes Bauwerk des Hofes ist noch der Uhrturm mit dem anschließendem Brunnenhaus zu erwähnen, an dem verschiedene Uhren zu sehen sind. Ansonsten befinden sich in diesem Hof noch neben einstigen Amts- und Arbeitsstätten auch Wohnungen der Beamten und Burgbediensteten. Auch gegenwärtig sind diese Gebäude bewohnt.

Teil der Befestigungsanlage

Im vierten Burgvorhof fällt zunächst die Burgkapelle St. Maria mit dem schlanken Turm auf, auch Hedwigskapelle genannt wird. Unter Herzog Georg dem Reichen und seiner Gemahlin Hedwig wurde diese zwischen 1479 und 1489 erbaut und gilt als ein bedeutendes Beispiel spätgotischer Baukunst. Ansonsten gibt es in diesem Hof eine Gartenanlage aus dem 18. Jahrhundert, deren Gliederung von Wegen und Grünflächen geprägt ist. Außerdem ist dort noch ein Turm zu sehen, der wohl auch zu Wohnzwecken benutzt wurde.

Auffallend im dritten Vorhof ist das „Aventinushaus“ mit dem Stufengiebel, das ehemals als Wohnung des Kaplans der inneren Burgkapelle diente und nach ihm benannt wurde. Da dieser Hof im 19. Jahrhundert als Exerzierplatz genutzt wurde, hatte dies zur Folge, dass ein Gebäude abgerissen wurde, in dem Pferdestallungen und Futtervorräte untergebracht waren. Erst in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde es in Anlehnung des Vorgängerbaus wieder errichtet.

Auch wenn der zweite Hof der kleinste der Vorhöfe ist, war er durch das Zeughaus für die Verteidigung der Burg von großer Wichtigkeit. Darin waren nicht nur Handwaffen und Geschütze untergebracht, sondern die oberen Stockwerke dienten auch als Getreidespeicher. Zudem beherbergten die drei kleinen Türme zur Stadtseite kleine Kanonen. Erwähnt sei auch, dass der Büchsenmeister im Turm neben dem Zeughaus seine Wohnung hatte.

Schließlich kommt man in den ersten Vorhof, der schon im Spätmittelalter zum inneren Bereich der Burg gehörte und Ort einer eigenen Gerichtsbarkeit und einer verschärften Torwachordnung war. Durch das bayerische (links) und das polnische Wappen (rechts) an der Außenseite wird auf den Bauherrn, Herzog Georg den Reichen, und seiner Gattin Hedwig – eine polnische Königstochter – hingewiesen, deren Heirat im Jahre 1475 als „Landshuter Hochzeit“ in die Geschichte eingegangen ist. Zu erwähnen ist noch das ehemalige Brauhaus mit der Pfisterei (Bäckerei), in dem nun das – barrierefrei zugängliche – Burg-Café mit Bedienung im Freien untergebracht ist. Ansonsten befanden sich dort früher noch die herzoglichen Pferdestallungen (Marstall) sowie ein Brunnen und eine Rossschwemme. Übrigens: Nahe des Stephansturms, der im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammt, befindet sich auch eine barrierefreie Toilette (Euro-Schlüssel).

Von diesem Vorhof aus geht es zur Burg selbst, deren Räume allerdings für Rollstuhl-BenutzerInnen nicht zu erreichen sind. Es gibt zwar im unteren Bereich – zu dem auch eine Rampe führt – einige Schaukästen, doch hierzu muss der Burghof mit seiner sehr holperigen Pflasterung überwunden werden. Dies ist jedoch für Rollstuhl-BenutzerInnen nicht empfehlenswert.

Weitere Informationen zu dieser Burganlage können diesem Link entnommen werden.